Nach vielen kühlen Tagen starteten wir bei herrlichem Sonnenschein pünktlich um 9 Uhr vom Statthalterplatz. Den Stau der großen Autobahnbaustelle schaffte unser Fahrer, Herr P. Clemet, mit Ruhe und der Erkenntnis, nicht eine andere Wegwahl einzuschlagen. Natürlich hatten wir dadurch viel Zeit verloren und kamen erst kurz vor Konzertbeginn an.
Das Konzert war nicht ganz ausgebucht, und so bekamen wir alle noch schöne Plätze in der erst 2013 von der Stahlberg Stiftung umfangreich restaurierten 80 x 22 m Reetdach-Scheune. Als erstes hörten wir ein Konzert mit Rubén Durá de Lamo (Tuba) und Yun Qi Wong (Klavier) mit einem Oboenkonzert in der Fassung für Tuba. Die Tuba wurde um 1835 in Berlin nach der Erfindung der Ventiltechnik entwickelt. Es folgten vier weitere Auftritte. 2013 gewann R.D. de Lamo den ersten Preis des Deutschen Musikwettbewerbs in der Kategorie Tuba solo. Was uns auch präsentiert wurde. Für Yun Qi Wong ist die zeitgenössische Musik eine besondere Herzensangelegenheit. Nach der Pause stellte sich Annabel Hauk, geb. 1999, mit ihrem Violoncello vor, die zusammen mit ihrer Mutter Claudia Schellenberger-Hauk am Klavier Stücke von Robert Schumann, Edvard Grieg und Niccolò Paganini spielten. Nach einer weiteren Pause erlebten wir das Trio „Vibratanghissimo“, die 2014 nach Buenos Aires flogen und dort eine erfolgreiche Konzerttour absolvierten und davon beflügelt eine CD “Vibratanghissimo Live – Voyage à Buenos Aires“ mit Kompositionen und Arrangements herausbrachten. Tango, Jazz, World Music und Klassik - ganz im Stile des Tango Nuevo kombiniert die Gruppe unterschiedliche Stilrichtungen zu einem faszinierenden musikalischen Erlebnis. Alle Interpreten haben eine hohe Auszeichnung verdient, die die Zuschauer durch gebührenden Applaus deutlich machten und dafür wiederum mit kleinen Zugaben bedacht wurden. Zum Ende gab es - wie immer - aus der Kindermusikwerkstatt eine Zirkusvorstellung. Es war eine Vorstellung mit so viel Schwung, Musik, Tanz und Akrobatik, dass wir uns von den Stühlen erhoben.
Rundum war es wieder ein gelungenes Musikfest auf dem Lande.
In den Pausen hatten wir Gelegenheit, mit kurzer Einführung den Barocksaal des Herrenhauses zu besichtigen. Heute gehört das Gut Hasselburg der Stahlberg Stiftung, die die Gebäude des Gutshofes restauriert und die Anlage zum „Kultur Gut Hasselburg“ ausbaut. Der Bereich - Herrenhaus, Kavaliershäuser und Park - ist an Heikedine Körting-Beurmann und deren Ehemann, den Musikwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Beurmann, verpachtet.
Die ersten Besitzer Hasselburgs waren die Fam. Progwisch und Bockwold (Buchwald); ab 1500 bewohnten es die Ahlefelds, Ritzeraus, Rantzaus und ab 1666 von Dernath. Nach einem Konkurs 1816 gelangte es an H.C. Niemeyer und 1860 an Fam. von Seydlitz-Kurzbach. 1930 (nach 50-jährigem Leerstand) ging es an die SH-Höfebank und 1932 an die gräfliche Fam. Scheel-Plessen aus dem benachbarten Sierhagen.
Die alte Wasserburg „Hasselburg“ wurde um 1280 errichtet. In der Zeit zwischen 1711 und 1763 wurde die gesamte Gutsanlage aufgebaut, wie sie sich in ihrer schönen symmetrischen Form und den zwei Scheunen und den zwei Kavaliershäusern – nebst Torhaus und Herrenhaus noch heute zeigt.
Ich hoffe, es war für alle eine schöne erinnerungswerte Ausfahrt.
Elke Pöttger